Petra Wiedemann (CED-Kempten) berichtet von ihrer Projektreise nach Tansania. Sie gehört zu den CED-Helferinnen der ersten Stunde. Die Projekte in Tansania sind ein Schwerpunkt ihrer ehrenamtlichen Arbeit im/beim CED. Der Kontinent fasziniert sie seit ihrem fünften Lebensjahr. Hauptberuflich unterrichtet Frau Wiedemann an der Volksschule Buchenberg bei Kempten. Sie erzählt ihren Schülern gerne von den Projekten des Entwicklungsdienstes. Einige Schüler hat sie schon als Helfer für den CED gewonnen. Vor allem die Pallotti-Schule in Tansania ist ihnen ans Herz gewachsen. Frau Wiedemann selbst reist für den CED regelmäßig nach Afrika, um sich über den Stand der laufenden Projekte vor Ort zu informieren. Besonders beeindruckend ist für sie die Begegnung mit den Menschen. Häufig besucht sie die CED-Hilfsprojekte und erzählt von Menschen, die trotz Krankheit und Leid das Lächeln nicht verlernt haben.
CED: Was fasziniert sie so an Afrika und speziell an Tansania?
Petra Wiedemann: Mich fasziniert der Kontinent schon seit meiner Kindheit. Seit ich im CED mithelfe, ist es die Beziehung zu den Menschen, die mich immer wieder nach Afrika zieht. Was die Reisen dorthin außerdem so besonders macht: Man sieht, was mit den CED-Spenden passiert – und dass sehr viel Positives daraus entsteht.
CED: Wie reagieren die Mädchen dort auf den Besuch vom CED, wenn sie wissen: Das ist eine, die uns unterstützt?
Petra Wiedemann: Sie sind ganz herzlich! Sie wollen wissen, wie die Schüler bei uns lernen, wie es bei mir an der Schule zugeht, wie unser Leben in Deutschland ist, was für uns wichtig ist und worüber wir uns Gedanken machen. Und sie erzählen immer, welchen Beruf sie erlernen wollen.
CED: Was zum Beispiel?
Petra Wiedemann: Viele wollen Lehrerin werden. Aber auch Krankenschwester oder Ärztin sind beliebte Berufe. Und auffällig viele möchten einen technischen Beruf erlernen. Mich beeindruckt es, wie fleißig und hart sie dafür arbeiten. Den Mädchen ist klar, dass nur eine gute Schulbildung sie aus dem Teufelskreis der Armut befreien kann. Begeistert war ich auch, dass viele von den Mädchen sehr gut und flüssig Englisch sprechen.
CED: Der CED unterstützt in Tansania auch ein Armenkrankenhaus. Wie ist der aktuelle Zustand?
Petra Wiedemann: Es ist ein insgesamt einfaches, aber materiell und personell sehr gut ausgestattetes und sehr sauberes Krankenhaus. Die Betten sind einfach, die Rollstühle einfache Stühle mit Rädern. Aber wie dort gearbeitet wird, ist wirklich gut. Die Patientenlisten werden akribisch genau geführt. Ich bin bei vielen Geburten dabei und staune, wie versiert Ärzte und Pflegepersonal arbeiten.
CED: Können Sie ein Beispiel geben, was CED-Gelder konkret bewirken konnten?
Petra Wiedemann: Als Beispiel möchte ich von einem Fall eines AIDS-Waisenkindes berichten. Vor zwei Jahren war ich mit meinem Mann in Afrika und habe ein Waisenkind, ein Mädchen, besucht, das bei ihrem 70-jährigen Großvater lebt. Das kleine Mädchen ist HIV-positiv. Das Dach ihres Hauses war zusammengebrochen und sie waren sozusagen obdachlos. Susanne Pechel hat sofort Hilfe zugesagt. Als ich jetzt wieder dort war, kam mir das Mädchen überglücklich entgegen. Sie ist jetzt stolze Hausbesitzerin und kümmert sich um das Haus. Jeder hat jetzt ein eigenes kleines Zimmer. Im alten Haus musste sie mit Schwester und Großvater in einem Bett schlafen. Nur um zu verdeutlichen, wie wichtig ein wärmendes Zuhause dort ist: In dieser Gegend in Tansania kann es nachts auch bitterkalt werden.
CED: Wenn jemand wenig Geld hat, den CED aber trotzdem auch finanziell unterstützen möchte: Was bewirken in Tansania 10 Euro?
Petra Wiedemann: Man kann so viel mit nur 10 Euro bewirken. In Afrika bekommt man für das Geld viel mehr als hier. Man kann Seife oder Schulzeug kaufen oder gesunde Lebensmittel, die besonders für Aids-Kranke wichtig sind. Bei einer guten Ernährung bricht die Krankheit nicht so schnell aus.
CED: Was hat Sie in Afrika am meisten beeindruckt?
Petra Wiedemann: Es sind immer die Menschen. Sie sind so herzlich und gastfreundlich. Sie haben ein Lächeln, das das ganze Gesicht ausfüllt. Selbst dann, wenn sie ein schweres Leid plagt. Ich habe zum Beispiel ein Mädchen getroffen, das Aids hat und dennoch einen sehr starken Lebensmut und Kampfgeist bewies. Mir tut es gut, solche Menschen zu erleben. Das Schönste ist, wenn ein Kind auf der Straße strahlend auf mich zukommt und mir die Arme entgegenstreckt. Es ist immer wieder schön für mich zu sehen, wie glücklich die kleinen Kinder sind, wenn sie in den Tragetüchern bei ihren Müttern oder älteren Geschwistern sind. Faszinierend ist die Kreativität der Kinder, sich selber Spielzeug zu basteln. Es ist diese Einfachheit, die mein Leben und mein Denken wieder in die richtige Bahn lenkt. Dann erscheinen mir meine Probleme zum Teil unwichtig. Und mich beeindrucken die Schwestern, die in der Pallottischule, im Krankenhaus und im AIDS-Zentrum eine so wahnsinnig tolle und aufopferungsvolle Arbeit leisten. Ich freue mich jetzt schon auf meine nächste Reise dorthin.
CED: Hatten Sie keine Angst vor einer Ansteckung mit AIDS?
Petra Wiedemann: Bei meiner ersten Reise da war ich schon ein bisschen nervös. Als ich dann aber bei einer sehr kranken Frau war, musste ich sie einfach in den Arm nehmen, als ich sie gesehen habe, und meine Bedenken waren wie weggewischt. Sie war so dankbar, dass sie meine Hand gar nicht mehr los gelassen hat! Und es war auch für mich so schön. Sie hat mir so viel gegeben! Die Frau ist inzwischen gestorben, aber ich denke noch oft an sie. Es gibt kein Geld, das einen so glücklich machen kann, als wenn man solche Situationen erleben darf.

