PD Dr. Dr. Fuat Oduncu, Leiter der Hämatologie und Onkologie am Klinikum der Universität München ist Mitglied im Stiftungsrat der CED-Stiftung. Er ist Mentor der Stipendiaten der Max-Weber-Stiftung, die am 16. März 2012 ein Benefizkonzert in St. Joseph organisierten. Im Gespräch mit Katja Herzum vom CED erzählt er über die Beweggründe seines Engagements und über seinen Einsatz für und mit jungen Leuten …
CED: Woher kennen Sie die „Stiftung Christlicher Entwicklungsdienst“ (CED)?
Fuat Oduncu: 1992, also in dem Jahr als Susanne Pechel den CED gründete, bin ich zum ersten Mal mit nach Kalkutta gereist. Frau Pechel, die ich während des Medizinstudiums kennengelernt hatte, war zu einer Segensfeier bei Mutter Theresa eingeladen und ich durfte auch daran teilnehmen – das war eine besondere Ehre! In Indien haben wir auch die Projekte der „Little Sisters of the Poor“ besucht, für die sich Frau Pechel schon seit ihrer Jugend engagierte.
CED: Sie sind Mentor des Max-Weber-Programms, es richtet sich an hochbegabte Studierende an Hochschulen in Bayern und wird von der Studienstiftung des deutschen Volkes verwaltet. Was hat Sie dazu bewegt, sich für die Stipendiaten des Programms zu engagieren?
Fuat Oduncu: Früher war ich selber Stipendiat der Studienstiftung. Das Amt des Mentors wird an einen herangetragen und ich habe sofort zugesagt. Momentan betreue ich 16 Studenten, die meisten studieren Medizin, aber auch ein Philosophie- und ein Physikstudent sind dabei. Meine Aufgabe ist es, den jungen Leuten bei fachlichen Fragen oder Fragen zur Studiengestaltung beratend zur Seite zu stehen. Aber wir treffen uns auch in der Freizeit, z.B. zum Wandern. Mir ist auch wichtig, den Gemeinsinn in ihnen zu wecken bzw. zu stärken, dass sie sich solidarisch mit Menschen fühlen, denen es nicht so gut geht wie ihnen. Vor einem guten Jahr hatten die Studenten dann den Wunsch, sich für eine gute Sache zu engagieren. Ich erzählte Ihnen dann vom CED und sie waren sofort begeistert.
CED: Sie waren gerade zum zweiten Mal in Indien, um CED- Projekte zu besuchen. Der erste Besuch ist 20 Jahre her. Was hat sich verändert?
Fuat Oduncu: Nach so vielen Jahren war es mir ein Anliegen, wieder einmal vor Ort zu sehen, was die Spenden an den CED bewirken können. In Indien hat sich in der Zwischenzeit viel verändert, der wirtschaftliche Aufschwung ist deutlich spürbar, aber die Armut ist immer noch groß. Nur sind die Slums aus den Zentren eher in die Außenbereiche der Städte gedrängt worden. Neben dem Armenhaus „St. Joseph Home“ haben wir die Slumschule „St. Paul’s School“ besucht und mit bedürftigen Schülern gesprochen. Seit 1994 unterstützen wir diese Schule schon – etwa mit Schulmaterial, Verpflegung und Gebäudereparaturen. Ab diesem Jahr finanziert der CED auch 50 Schulplätze für Kinder, die sich sonst den Schulbesuch nicht leisten könnten. Außerdem haben wir ein weiteres Schulprojekt 20 km außerhalb Kalkuttas angesehen, das der CED in Zukunft fördern will.
CED: Sie sind Privat-Dozent an der medizinischen Fakultät der LMU und Leiter der Hämatologie und Onkologie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München. Woher kommt ihre Motivation, trotz dieser hohen beruflichen Anforderungen, sich ehrenamtlich als Mentor und im Stiftungsrat des CED zu engagieren.
Fuat Oduncu: Da ich während des Studiums selbst erlebt habe, wie hilfreich ein Mentor sein kann, wollte ich etwas zurückgeben. Ich sehe meine Aufgabe darin, den jungen Leuten aufzuzeigen, was sie bewirken können. Sie darin zu unterstützen, ihre Fähigkeiten auszubauen oder neue Aspekte zu entdecken. Wichtig ist mir, dass sie begreifen, welches Glück sie haben, hier leben zu können und wie wichtig die Solidarität mit Menschen ist, die weniger Glück haben. Für mich gehört es zum Leben dazu, sich für bedürftige Menschen einzusetzen.
CED: Würden Sie sich als gläubigen Menschen bezeichnen?
Fuat Oduncu: Ich bin in der Türkei geboren und meine Familie gehört der syrisch-orthodoxen Kirche an. Meine Erziehung war stark von den christlichen Werten geprägt und sie bedeuten mir sehr viel. Der christliche Glaube gibt mir Orientierung und Kraft in meinem Leben.
CED: Was wünschen Sie dem CED zu seinem 20. Geburtstag?
Fuat Oduncu: Ich wünsche dem CED, dass er so weiter machen kann wie bisher, dass viele neue Helfer in dem neuen Jahrzehnt dazu kommen und auch viele neue Projekte. Auch wünsche ich ihm Menschen, die das Herz und Auge haben, die Not zu erkennen, und sich mit dem, was sie geben können, für den CED einsetzen werden.

